Schokoladen-Werkstatt in Nieder-Klingen
23 Landfrauen aus Nieder-Klingen waren der Einladung ihrer Vorsitzenden Irene Seeger gefolgt, um sich zusammen mit dem Weltladenteam - passend in der Voradventszeit - mit dem Thema Kakao und Schokolade zu befassen.
Birgit Kallendrusch und Reiner Michaelis hatten sich drauf eingestellt, dass im Saal des Nd.-Klinger Schützenhauses sowohl ein großer Sitzkreis als auch ein ausreichend großer Arbeitstisch zur Verfügung standen, um wirklich mit allen Anwesenden ins Gespräch und ins Tun zu kommen.
Was ist und woher kommt Kakao? Wie sehen die Pflanzen aus? Was macht ihn so wertvoll (teuer...)? Wo und wie wird er angebaut? Wo wird Kakao verarbeitet bzw. veredelt? und vor allem: Wo wird er hauptsächlich verzehrt? Diese und viele weitere Fragen wurden im Gespräch und an Hand des sog. "Weltspiels" auf einer großen, begehbaren Weltkarte angesprochen, und viele staunten nicht schlecht, dass der Anbau und die Ernte immer noch mit sehr viel Kinderarbeit, Waldzerstörung und Armut in den Herstellerländern zu tun haben. Nur rund 10% des Gesamtumsatzes bleiben bei den meisten Kakaobauern.
Immerhin rund 20% des Kakaos kommen aus fairem Handel, der Schulunterricht für die Kinder, Fortbildung für die Bauernfamilien und den notwendigen Arbeitsschutz gewährleistet.
Die allermeisten Kinder aus dem Kakaogürtel - das sind die Tropen rund um den Äquator - tragen notwendigerweise zum Familieneinkommen bei, haben aber noch nie Schokolade gegessen. Die Ernte wird im konventionellen Handel von Großeinkäufern in die wohlhabenden Länder der Nordhalbkugel exportiert, und die gesamte Wertschöpfung im weiteren Verarbeitungsprozess findet dort statt.
Viele Teilnehmerinnen hatten eine sehr konkrete Ahnung, dass die süße Leckerei so gesehen einen bitteren Beigeschmack hat. Es entstanden anregende Gespräche, und als es dann ans Schokoladeherstellen ging, waren alle dabei, um die Kakaobohnen zu fühlen, zu riechen, zu schälen und mit Mörsern zu mahlen. Diese Tätigkeiten und das Erhitzen erfüllten den Raum mit einem intensiven Kakaoduft, und alle waren irgendwie "Kakao" ...
Zwei Sorten, eine Bitterschokolade und eine Milchschokolade, wurden gemeinsam angerührt. Begleitende Infos zum gemahlenen Kakao, zur Kakaobutter (Basis weißer Schokolade), sowie Zucker und Milchpulver begleiteten das "Küchenhandwerk", und während die fertigen Schokoladen abkühlten, kam man wieder ins Plaudern. "Wie kann denn der Handel fair gestaltet werden? Kann man die Zutaten kaufen und selbst Schokolade herstellen? Wie fair ist eigentlich fair? Welche Rolle spielen Weltläden? ...
Zum guten Ende kam es zum konkreten Vergleich: Schmeckt die auf einfachste Weise selbst hergestellte Schokolade wenigsten ähnlich wie die aus dem Geschäft (hatten wir zum Kosten mitgebracht)? Die eindeutiges JA war zu vernehmen. Nicht sooo zart (conchiert), aber sehr schokoladig/kakaoig ... Nach knapp drei Stunden waren alle durchaus zufrieden und um so manches AHA reicher ... Schokolade ist wirklich ein sehr wertvolles und (bis 25 g am Tag!) gesundes Lebensmittel, wir sollten sie genießen wie eine teure Praline - auch um der Erzeugerfamilien willen, die auf jeden Doller/Euro angewiesen sind.